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VDI/DVQST-EE 3810 Blatt 2.2: Trinkwasser-Installationen - Maßnahmen bei Überflutung

Die seit Januar 2023 erhältliche Expertenempfehlung VDI/DVQST-EE 3810 Blatt 2.2 ergänzt das bestehende Regelwerk zur Trinkwasserhygiene. Erstmalig fasst sie geeignete Maßnahmen zusammen, mit denen sich die Trinkwasserversorgung sowie -installation bei Überflutung schützen lassen.

Notfall-Hilfe bei Flutschäden: Was bei Überschwemmungen an der Trinkwasser-Installation zu beachten ist

Als in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 die Wassermassen das Ahrtal in Rheinland-Pfalz und Teile Nordrhein-Westfalens überfluteten, war Deutschland geschockt. Zu den Menschen, die fassungslos die Bilder in den Nachrichten verfolgten, gehörte Dirk Schulze. Als Experte für Trinkwasserhygiene und mit seinem Hintergrund als Installateur- und Heizungsbaumeister fiel ihm bald auf: Bislang gab es keine Unterlagen, die regelten, wie bei einer solchen Katastrophe und auch bei moderateren Überflutungen mit der Trinkwasser-Installation zu verfahren ist. Was genau sollte ein Installateur tun, wenn er nach einer Überschwemmung den Auftrag erhielt, eine Sanierung vorzunehmen? So durfte es nicht bleiben.

Mit Flutschäden ist auch künftig zu rechnen

Rund eineinhalb Jahre später, seit Januar 2023, ist die Expertenempfehlung VDI/DVQST-EE 3810 Blatt 2.2 mit dem Titel „Betreiben und Instandhalten von Gebäuden und gebäudetechnischen Anlagen - Trinkwasser-Installationen - Maßnahmen bei Überflutung“ verfügbar. Dirk Schulze hat sie als Projektleiter eines achtköpfigen Teams zur Veröffentlichungsreife gebracht. „Dem ausführenden Handwerk, in erster Linie also Installateuren, aber auch Planungsbüros und Sachverständigen geben wir damit ein Instrument an die Hand, um nach einer Überflutung Sanierungen an der Trinkwasser-Installation strukturiert und fachgerecht auszuführen“, sagt VDI-/DVQST-Technikreferent Schulze. Neben der Sanierung thematisiert die Expertenempfehlung geeignete Sofortmaßnahmen sowie Maßnahmen, die sich präventiv zum Schutz der Trinkwasserhygiene ergreifen lassen. Der Inbetriebnahme weist das Gremium, das die Expertenempfehlung VDI/DVQST-EE 3810 Blatt 2.2 erstellt hat, die zeitlich höhere Priorität zu als einer Bestandsaufnahme. Schulze betont, dass die neue Empfehlung zur rechten Zeit kommt: „Experten sind sich einig, dass wir auch in Zukunft mit Überflutungen rechnen müssen.“ Dabei gehe es nicht immer um Jahrhundert-Katastrophen wie im Ahrtal. Starkregenereignisse, mitunter regional begrenzt, Hochwasser und Fluten werden wiederkehren. Auch der Klimawandel und mangelnde Möglichkeiten, das Regen- und Schmelzwasser aufzufangen, spielten eine Rolle. „An sich gibt es in Deutschland genug Wasser. Es ist nur regional und zeitlich ungleich verteilt. Und manchmal kommt es komplett runter. Davor müssen wir uns schützen.“

Motiv_Versorgung nach Überflutung

Eindeutige Handlungsempfehlung für Fachpersonal der Technischen Gebäudeausrüstung

Schritt für Schritt hangelt sich das neue Blatt zur Behandlung von Trinkwasser-Installationen bei Überflutung voran: Zur Prävention rät es zum Beispiel, die Hauptsperreinrichtung rechtzeitig vor dem zu erwartenden Hochwasserereignis abzudrehen. Dies kann der Fall sein, wenn der Wetterbericht Starkregen ankündigt oder ein Warnsystem anschlägt. Ist das Wasser bereits in das Gebäude eingedrungen, ist es dafür allerdings zu spät. „In diesem Fall hat die eigene Sicherheit immer Vorrang. Wir brauchen keine Helden!“, mahnt Dirk Schulze – auch im Hinblick auf im Haus verbaute Elektrik.

Während des Schadensereignisses könne man für die Trinkwasser-Installation nicht viel tun, relevant werde es, wenn das Schlimmste vorüber sei: Durchnässte Teile sind möglichst sofort nach dem Schaden zu entfernen; äußerlich verschmutzte Bauteile, Armaturen und Apparate sind zu reinigen und zu trocknen, um Kontaminationen und Korrosion vorzubeugen.

Insbesondere Bauteile, die zur Atmosphäre hin offen sind, gilt es konsequent auszutauschen. Oftmals hat verunreinigtes Wasser den Weg hierher gefunden. Eine Reinigung, die den hohen Anforderungen einer Trinkwasser-Installation genügen würde, ist dann kaum zu bewerkstelligen. Wichtig ist zudem eine chemische und mikrobiologische Prüfung des Wassers – und zwar bevor es wieder in das Gebäude geleitet wird. Erweist sich das Wasser nach der labortechnischen Untersuchung als unbedenklich, ist die gesamte Trinkwasser-Installation gründlich zu spülen. Erst im Anschluss ist es sicher, das System wieder in Betrieb zu nehmen.

Der Inbetriebnahme weist das Gremium, das die Expertenempfehlung VDI/DVQST-EE 3810 Blatt 2.2 erstellt hat, die zeitlich höhere Priorität als einer Bestandsaufnahme. „Einen Sachverständigen zu finden, der die Bestandsaufnahme durchführt, benötigt Zeit. Zeit, die im Schadensfall nicht zur Verfügung steht. Bewohner oder Nutzer eines Gebäudes benötigen schließlich schnell hygienisch unbedenkliches Wasser“, erklärt der Vorsitzende.

Dennoch ist eine abschließende Bestandsaufnahme unerlässlicher Teil jeder Sanierung. Eine Checkliste vervollständigt deshalb die Expertenempfehlung zur Behandlung von Trinkwasserinstallationen bei Überflutung. Wie hoch stand das Wasser? Was war die Ursache für die Überschwemmung? Welche Präventivmaßnahmen sind umgesetzt worden? In welchem Zustand befinden sich die einzelnen Bauteile der Trinkwasser-Installation und geht von ihnen eine weitere Gefährdung aus? Die umfangreiche Checkliste ersetzt das Handwerker-Bauchgefühl durch eine fundierte Analyse.

Motiv_Sauberes Trinkwasser ist ein Muss

Trinkwasserhygiene ohne Kompromisse

Bei der Erarbeitung der Expertenempfehlung VDI/DVQST-EE 3810 Blatt 2.2 haben sich Dirk Schulze und das Gremium an den strengen Grundsätzen orientiert, die auch die Trinkwasserverordnung prägen: dem Besorgnisgrundsatz sowie dem Vorsorgeprinzip. „Das beinhaltet den Ansatz, eine Trinkwasser-Installation immer entlang des Fließwegs, den das Wasser nimmt, zu prüfen. Also von der Versorgungsleitung außerhalb des Gebäudes zur Hausanschlussleitung, zur Wasserzählanlage, bis zum Übergabepunkt an den Endkunden.“

In diese Richtung arbeiten sich im Idealfall auch Sachverständige und mit der Sanierung beauftragte Installateur*innen stets vor. Sofern sie alle Punkte der Expertenempfehlung berücksichtigen, lassen sich durch die Trinkwasser-Installation verursachte Schäden an Gesundheit, Umwelt und Bauteilen zuverlässig ausschließen.

Die Lücken im Regelwerk schließen

Bei der VDI/DVQST-EE 3810 Blatt 2.2 handelt es sich um die zweite Expertenempfehlung, die Dirk Schulze umgesetzt hat. Bereits mit VDI/DVQST-EE 3810 Blatt 2.1, erschienen Ende 2020, hat sich der Trinkwasser-Fachmann mit dem Thema „Betreiben und Instandhalten von Gebäuden und gebäudetechnischen Anlagen - Trinkwasser-Installationen - Außerbetriebnahme und Wiederinbetriebnahme“ auseinandergesetzt. Beide Empfehlungen ergänzen die Richtlinienreihe VDI 3810 für den Betrieb von Anlagen der Technischen Gebäudeausrüstung. „Wir haben mit ihnen Lücken im Regelwerk geschlossen. Beide Expertenempfehlungen tragen zur besseren Orientierung und Rechtssicherheit bei“, sagt Dirk Schulze. Für das Ahrtal könne man die Zeit nicht zurückdrehen. „Aber in Zukunft werden wir besser gerüstet sein.“

Interview und Beitrag: Tatjana Krieger, Redakteurin und Journalistin | Fotos: Adobe Stock

Richtlinienreihe VDI 3810 „Betreiben und Instandhalten von Gebäuden und gebäudetechnischen Anlagen“

VDI-MT 3810 Blatt 1

Grundlagen

VDI 3810 Blatt 1.1 

Grundlagen – Betreiberverantwortung

VDI 3810 Blatt 2;
VDI 6023 Blatt 3

Trinkwasser-Installationen;
Hygiene in Trinkwasser-Installationen - Betrieb und Instandhaltung

VDI/DVQST-EE 3810 Blatt 2.1

Trinkwasser-Installationen - Außerbetriebnahme und Wiederinbetriebnahme

VDI/DVQST-EE 3810 Blatt 2.2

Trinkwasser-Installationen - Maßnahmen bei Überflutung

VDI 3810 Blatt 3

Heiztechnische Anlagen

VDI 3810 Blatt 4

Raumlufttechnische Anlagen

VDI/GEFMA 3810 Blatt 5 

Gebäudeautomation

VDI 3810 Blatt 6

Aufzüge

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