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Auf dieser Seite informieren wir Sie über den aktuellen Stand der Revision der ISO 9001, des internationalen Standards für Qualitätsmanagementsysteme.
Der Revisionsprozess läuft, die neue Fassung der ISO 9001 soll nach dem aktuellen Zeitplan Anfang 2026 erscheinen. Wir haben Dr. Frank Bünting vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) gefragt, was er von der kommenden Version der Norm erwartet.
Neben den schon erfolgten Änderungen im Rahmen das Amendment 1/2024 zum Klimawandel wird die neue ISO 9001 an die „Harmonized Structure“ (HS) angepasst. Diese ersetzt die bekannte High Level Structure (HLS). Dabei sind die Änderungen meist marginal. Am auffälligsten sind die Änderungen im Bereich der dokumentierten Informationen, die nun als Nachweis der Wirksamkeit und Umsetzung dienen. Weiter werden die „Outputs“ durch „Results“ ersetzt, was primär dem Umstand geschuldet ist, dass es in vielen Ländern zu Übersetzungsschwierigkeiten gekommen ist.
An neuen Anforderungen kommen auf die Organisationen im Abschnitt 5.1.1 folgende Themen zu:
Ansonsten ist die Arbeitsgruppe TC176/ SC2/WG 29 bemüht, die Formulierungen in den Anforderungen so anzupassen, dass Sie von den Nutzern besser verstanden werden.
Nach intensiver Diskussion zu neuen Anforderungen zu Nachhaltigkeit, Risikomanagement, Innovationen oder Notfallplänen ist man zum Schluss gekommen, diese nicht aufzunehmen, weil sie nicht in den Scope der ISO 9001 passen.
Das große Ziel der Revision ist es, den Nutzern auch Hilfestellung bei der Anwendung und Interpretation der Normenanforderungen zu geben. Deshalb ist geplant, die Anhänge der Norm deutlich zu erweitern. Konkret heißt das, dass es für jeden Abschnitt der Norm einen entsprechenden Anhang gibt.
Die ISO 9001 ist und bleibt eine Qualitätsmanagement-Norm und wird nicht verwässert durch scopefremde Inhalte. Die Anpassungen tragen hoffentlich zu einem noch besseren Verständnis der Normentexte bei, die dann eine Umsetzung in den Organisationen ermöglichen.
Ein großer Diskussionspunkt bei der Anwendung der Norm war immer der Umgang mit Chancen und Risiken. Man hat sich entschieden, in Abschnitt 6.1 sowohl für die Risiken als auch für die Chancen einen eigenen Unterpunkt zu erstellen. Dies macht deutlich, dass Chancen und Risiken zwar zusammengehören, aber nicht unmittelbar zwei Seiten einer Medaille sein müssen. Es kann auch sein, dass eine Chance keinem Risiko gegenübersteht oder umgekehrt. Das wird aus meiner Sicht den Umgang mit Risiken und Chancen für die Organisationen vereinfachen.
Zudem erleichtert die Nutzung der neuen HS die Integration der unterschiedlichen Managementsystemanforderungen in ein unternehmensweites Managementsystem.
Da die inhaltlichen Anforderungen nur minimal verändert werden, wird die neue ISO 9001 zu keinem nennenswerten Mehraufwand bei den Unternehmen führen.
Das Amendment 01/2024 zum Klimawandel wird von der IAF als Klarstellung der Anforderungen gewertet und stellt damit keine neue Ausgabe der ISO 9001:2015 dar. Damit hat es keine Auswirkungen auf die Gültigkeit der Zertifikate. Der Inhalt der Änderung ist mit der Veröffentlichung des Amendments wirksam und wird auch schon auditiert. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, was die Organisation zur Erreichung der UN-Klimaziele beitragen kann und nicht welche Auswirkung der Klimawandel auf das Unternehmen hat.
Mit der Veröffentlichung der neuen ISO 9001:202x wird es wieder eine Umstellungsfrist der Zertifikate geben, die sich vermutlich an einem Zertifizierungszyklus (3 Jahre) orientiert.
Bei der Auditierung wird es spannend, wie die Auditoren die Förderung von Ethik und Integrität auditieren werden, denn auch in der WG 29 herrscht noch Uneinigkeit darüber, was diese beiden Begriffe schlussendlich für die Organisation bedeuten. Aus meiner Sicht sind diese beiden Begriffe noch zu schwammig, als dass sie vernünftig auditiert werden können. Der Vorschlag von deutscher Seite, die ethischen Aspekte in die Qualitätskultur zu integrieren und den Begriff „Integrity“ zu streichen, wurde leider nicht aufgenommen.
Bei „Vision, Mission und Werte“ und der „Qualitätskultur“ sieht es anders aus. Das baut aufeinander auf und kann von den Organisationen auch ohne großen Aufwand gut dargestellt werden.
Weiter wird sich das Augenmerk bei den dokumentierten Informationen ein wenig ändern, denn es wird verstärkt auditiert werden, ob diese als Nachweise der Umsetzung oder Wirksamkeit dienen und nicht nur vorhanden sind.
Die wirklichen Änderungen in der ISO 9001 sind überschaubar und sollten die Organisationen vor keine großen Probleme stellen. Daher genügt es, wenn Sie die aktuellen Publikationen und Veröffentlichungen der offiziellen Seiten verfolgen. Lassen Sie sich nicht verrückt machen von reißerischen Ankündigungen und umfangreichen Schulungsangeboten diverser Anbieter, denn noch ist final nichts beschlossen und erst mit der Veröffentlichung des Draft International Standards (DIS) gibt es eine verlässliche Grundlage für die Umsetzungsplanung.
Dr. Frank Bünting ist stellvertretender Leiter der Abteilung Business Advisory beim VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) in Frankfurt und dort für den Themenbereich Qualitätsmanagement verantwortlich. Er ist Mitglied der ISO TC 176/ SC2 Arbeitsgruppe zur Überarbeitung der ISO 9001 und stellvertretender Vorsitzender des DIN-Normenausschusses NA 147.
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