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Mit dem aktualisierten Blatt 2 enthält die VDI-Richtlinie 2081 zur Schallreduktion von raumlufttechnischen Anlagen jetzt eine praktische Anwendungshilfe. Björn Düchting erklärt, was Nutzer*innen des neuen Excel-Tools erwartet.
Herr Düchting, erst im Frühling 2022 kam ein neues Blatt 1 der Richtlinie VDI 2081 heraus, in der die Geräuscherzeugung von raumlufttechnischen Anlagen geregelt wird. Nun folgt mit Blatt 2 direkt der nächste Streich. Weshalb die Eile?
Weil die beiden Blätter der Richtlinie VDI 2081 untrennbar zusammenhängen. Das Hauptblatt, das Blatt 1 , ist ein umfangreiches Regelwerk. Darin haben wir Ergänzungen und Korrekturen vorgenommen. Das Blatt 2 hingegen behandelt ein Anwendungsbeispiel. Das konnte natürlich nicht so stehenbleiben. Wir haben die Gleichungen angepasst, die nun zu neuen Ergebnissen führen. Deshalb ist das Blatt 2 auch nur in Kombination mit dem Blatt 1 nutzbar. Doch das ist nicht die wichtigste Neuerung ...
Was ist die wichtigste Neuerung?
Erstmals ist der Richtlinie VDI 2081 Blatt 2 ein Excel-Berechnungstool beigefügt. Jeder Nutzer und jede Nutzerin kann damit, wie es individuell benötigt wird, Berechnungen vornehmen – und zwar sehr komfortabel.
Was verbessert sich für Anwender und Anwenderinnen denn konkret?
Früher gab es zwei Möglichkeiten: Man stützte seine Berechnungen entweder auf eine kommerzielle Software oder auf handschriftlich erstellte Tabellen. Es war mühsam, alles nachzuprüfen. Die neue Excel-Formel erlaubt es, mit ein paar Bausteinen die Anlagenkonfiguration zusammenzustellen. Man fügt die Werte in die passenden Felder ein und erhält die gewünschte Berechnung zur Akustik seiner raumlufttechnischen Anlage.
Ähnlich wie bei einer Steuersoftware, in deren Felder man seine Vorsorgeaufwendungen einträgt und sich die Summe der Nachzahlung oder Rückerstattung automatisch ändert?
Genau, nur dass die Währung in der Raumakustik nicht Euro heißt, sondern Dezibel. Außerdem gibt es anders als bei einer Steuernachforderung eine zulässige Obergrenze. In Einzelbüros liegt diese Schwelle bei 35 Dezibel, im Großraumbüro bei 45 Dezibel. Zahlreiche Variablen haben auf den Schallpegel Einfluss: Wie wirken sich unterschiedliche Konfigurationen meiner Anlage aus? Mit welchen Dämpfungsmaßnahmen erziele ich welchen Effekt auf die Geräuschkulisse? Planerinnen oder Ingenieure können nachstellen, wie sich die zugesagten akustischen Eigenschaften einhalten lassen.
Weil Sie gerade Büros erwähnen: Das Berechnungsbeispiel aus VDI 2081 Blatt 2 widmet sich einem Bürogebäude. Wieso ausgerechnet Arbeitsplätze?
Uns war wichtig, eine komplexe raumlufttechnische Anlage in einer möglichst repräsentativen Situation zu betrachten. Deshalb ist unsere Wahl auf ein Bürogebäude gefallen. Im Zentrum der Modellrechnung steht zunächst ein Besprechungsraum, sehr typisch mit drei Luftauslässen, Volumensprungregler und Schalldämpfer. Davor geschaltet ist ein Luftleitungssystem. Benachbart befinden sich ein kleiner Raum, der als Rechenzentrum genutzt wird, ein Hauptraum und diverse Büros. All diese Räume hängen am gleichen Luftleitungsnetz und wirken mit ihrer Schallübertragung aufeinander. Mit welchem Ergebnis, das haben wir in VDI 2081 Blatt 2 durchgespielt und berechnet.
Werden raumlufttechnische Anlagen aktuell denn größer und komplexer? Gerade in Städten gibt es einen Trend zu Hochhäusern. Gleichzeitig sind die Hygieneanforderungen der Menschen während der Pandemie gestiegen. Wachsen RLT-Anlagen denn mit und beeinflussen den Lärmpegel?
Genau das darf nicht passieren, denn 35 Dezibel im Büro beziehungsweise 45 Dezibel im Großraumbüro dürfen unabhängig von den übrigen Bedingungen nicht überschritten werden. Wenn Anlagen größer werden, gilt es die Luftgeschwindigkeiten im Auge zu behalten. Auch hier entstehen Geräusche. Größere Komponenten und Aggregate können durchaus mehr Schall erzeugen und damit lauter werden. Dem entgegenzuwirken, um die Anforderungen trotzdem einzuhalten, ist eine Frage der Planung und Ausführung. Ein anderer Einflussfaktor ist viel wesentlicher ...
Welchen Faktor meinen Sie?
Es geht um die Klimaanpassung. Steigende Außentemperaturen im Sommer haben zur Folge, dass die geforderten Arbeitsplatzbedingungen immer schwieriger einzuhalten sind. Die Temperaturen auf einem Niveau zu halten, bei dem sich Personen in Arbeitsstätten noch wohl fühlen, wird anspruchsvoller. Stellen Sie sich vor, es ist Juli und draußen messen wir 35 Grad. Die raumlufttechnische Anlage saugt also die Luft an, kühlt sie runter und filtert sie zugleich. Es könnte ja auch stoffliche Lasten mittransportiert worden sein.
Gibt es eine anerkannte Schmerzgrenze für Temperaturen am Arbeitsplatz?
Temperaturen jenseits von 27 Grad führen zu Beeinträchtigungen. Das betrifft Arbeitsplätze im Büro, in der Industrie oder im Handel gleichermaßen. Gegenmaßnahmen müssen gut überlegt sein und lassen sich auf organisatorische oder technische Art umsetzen. Wenn man sich für eine technische Lösung entscheidet, müssen Anlagen und ihre Aggregate in der Regel tatsächlich größer werden. Sie müssen eine höhere Kühlleistung erreichen – und zwar ohne den Grenzwert für Geräuschemissionen zu überschreiten. Notfalls braucht es eine Vereinbarung, die das Überschreiten bestimmter Temperaturen in einem zuvor definierten Umfang erlaubt.
Das ist sicherlich auch eine Frage des Energieeinsatzes.
Genau. Je größer eine Anlage ist, desto mehr Energie ist notwendig, um sie zu betreiben. Und wir erleben gerade, dass Energiekosten eine immer größere betriebswirtschaftliche Rolle spielen. Immerhin gibt es mit Methoden wie etwa der Wärmerückgewinnung technische Möglichkeiten, den Energieverbrauch zu senken.
Zurück zur Akustik und raumlufttechnischen Anlagen. Warum, denken Sie, ist das Thema so wichtig?
Weil es um Räume geht, in denen man sich oft und lange aufhält und die man nicht ohne Weiteres verlassen kann. Zur modernen Arbeitswelt gehört zwar auch das Homeoffice, für viele Menschen bildet das aber nicht das echte Leben ab. Die Mehrheit arbeitet immer noch in einem Gebäude, das ein Unternehmen zur Verfügung stellt, in einer Situation, die die Angestellten ertragen müssen. Technische Regeln wie in VDI 2081 tragen dazu bei, dass Belastungen gering bleiben. Stattdessen finden arbeitende Personen ein Umfeld vor, in dem sie sich wohlfühlen und gesundheitlich nicht beeinträchtigt werden. Wie behaglich Menschen zumute ist, hängt maßgeblich ab von Akustik, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Licht.
Björn Düchting ist Ingenieur der Versorgungstechnik und seit über 20 Jahren im Verein Deutscher Ingenieure (VDI) tätig. Er ist verantwortlich für den Fachbereich TGA in der VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik, wo er sich mit den Themenschwerpunkten Raumlufttechnik sowie Wärme- und Heiztechnik befasst.
Interview: Tatjana Krieger, Redakteurin und Journalistin | Fotos: Adobe Stock
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