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Das Arbeiten mit Building Information Modeling wird nicht nur von technischen Innovationen getrieben. Lesen Sie mehr über aktuelle Entwicklungen, Fachbücher und Interviews mit BIM-Expert*innen.
Methoden wie BIM oder Lean bringen immer dann viel Effizienz mit sich, wenn ihre Potenziale voll genutzt werden. Eine gute Basis dafür ist die Integrierte Projektabwicklung, kurz IPA. Weiteres Plus: Verträge auf IPA-Basis bringen ein viel geringeres Risiko für juristische Konflikte mit sich.
Dr. Till Kemper ist Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, Vergaberecht und Verwaltungsrecht. Als einer von neun Autor*innen der neuen Publikation "Integrierte Projektabwicklung (IPA) mit BIM und Lean" spricht er über Mehrparteienverträge vs. Einzelvertragssystem und andere Themen.
Die Bau- und Immobilienwirtschaft erwies sich bislang nach allgemeiner Anschauung als etwas innovationsresistent. Doch dies ändert sich rapide. Gerade die letzten zwei Jahre mit Corona-Krise und Ukraine-Krieg haben der Bau- und Immobilienwirtschaft erhebliche Innovationszwänge aufgelegt, da insbesondere die Nachhaltigkeitsziele und die Lieferschwierigkeiten und der gleichzeitige Fachkräftemangel für Herausforderungen sorgen, denen in den herkömmlichen Vertragssystemen nur bedingt gut abgeholfen werden kann. Hinzu kommen die häufig politisch diskutierten Erfahrungen aus öffentlichen Großprojekten bezüglich erheblicher Termin- und Kostenüberschreitungen begleitet von kraftvoll geführten Nachtragsstreitigkeiten. Vor diesem Hintergrund sind verschiedene Initiativen voran gegangen und suchen nach neuen Vertrags- und Abwicklungsmodellen, die sich auch an Beispielen aus anderen Ländern, insbesondere aus dem angloamerikanischen Raum orientieren.
Mit Vertretern von Hochschulen, aus den planenden sowie ausführenden Gewerken sowie der Rechts- und Versicherungsberatung haben wir uns interdisziplinär zusammengefunden, um zu untersuchen, welche Abwicklungs- und Vertragsmodelle gut funktionieren und warum das so ist. Die Beteiligten hatten auch Erfahrungen mit dem derzeit progressiv diskutierten Mehrparteienvertrag gesammelt, waren allerdings mit der Umsetzung nicht glücklich. Vor diesem Hintergrund haben wir neue Wege gesucht, um auch in dem bewährten Einzelvertragssystem, insbesondere auch für kleinere bzw. mittelgroße Projekte, Mittel und Wege zu finden, die prägenden Elemente einer integrierten Projektabwicklung umsetzen zu können. Das Autorenteam ist der Überzeugung, dass die wichtigen Schlüsselmomente aus der integrierten Projektabwicklung, wie frühzeitige Einbeziehung von zuliefernden und ausführenden Unternehmen in die Planung, eine pragmatische Fehlerkultur, Anreizsysteme sowie Streitschlichtungssysteme durchaus auch im herkömmlichen Einzelvertragssystem umgesetzt werden können.
Beim Gros der Aufträge, die vergeben werden, handelt es sich nicht um Größtprojekte, sondern um Projekte zahlreicher kleinerer, mittlerer und auch Metropolregionen, die Unmengen von Aufträgen realisieren müssen. Hier bleibt keine Zeit dafür, umfängliche Mehrparteienverträge aufwendig zu verhandeln. Zugleich geht es auch darum, Ausführende und Planende nicht zu überfordern, sondern auch durchaus bewährte Mechanismen aus den bisherigen Vertragsstrukturen übernehmen zu können. Beispiele hierzu wollen wir in unserem Buch zeigen.
Letztlich richtet sich das Buch an alle Stakeholder im Bauprozess, von öffentlichen Auftraggebern (und dort die Liegenschafts-, Bau- und Vergabeabteilungen), Planende, Ausführende und Produkthersteller. Es ist unsere Überzeugung, dass insbesondere für die Herausforderung der Zukunft, die Planung auch auf Basis von Liefersicherheiten und Nachhaltigkeitsaspekten eine frühzeitige Einbeziehung von Produktherstellern in den Planungsprozess bedeutet. Vor diesem Hintergrund regen wir auch explizit diesen Austausch an.
Wir erhoffen uns von dem Buch, dass wir auch jenseits der Groß- bzw. Größtprojekte den am Bau Beteiligten eine Lösung anbieten, die Verträge für Auftragsvergaben ein Stück weit neu zu denken und damit die Planungs- und Bauprozesse zu optimieren. Wir finden es wichtig, dass in Anbetracht der massiven Herausforderung für den Klimawandel und eine sichere Lieferkette es erforderlich ist, pragmatische Lösungen zu bringen, die auch massentauglich sind. Zuvörderst hoffen wir allerdings, mit unserem Buch einen Diskussionsbeitrag dazu liefern zu können, wie wir die Prozesse in der Bau- und Immobilienwirtschaft optimieren und die wichtigen Aufgaben der Zukunft bewältigen können. Wir freuen uns daher über jegliches Feedback.
Das Interview führte Prof.mr.dr. E.M. Bruggeman (Direktorin des niederländischen Instituts für Baurecht in Den Haag und Professorin für Baurecht an der Technischen Universität Delft).
Eduard DISCHKE: Das von einem Herausgeberteam aus Deutschland, Österreich und der Schweiz herausgegebene Buch „Rechtlicher Umgang mit BIM-Daten“ richtet sich sowohl an die Anwender, also diejenigen, die mit der BIM-Methode in der Praxis täglich umgehen, als auch an deren Berater, die vielleicht erstmals hiermit in Berührung kommen. Es sollen vor allem die Verzahnungen mit den rechtlichen Gegebenheiten klar herausgestellt und dort wo es angebracht ist auch vertragliche Lösungswege aufgezeigt werden. Hierbei haben wir die Rechtsordnungen der drei deutschsprachigen Nachbarländer Deutschland, Österreich und der Schweiz zugrunde gelegt, um die geneigten Leser aus der DACH-Region kompakt in einem Werk über diese wichtige Thematik zu informieren und zugleich eine rechtsvergleichende Betrachtung zu ermöglichen. Wenn in einer der drei Rechtsordnungen Besonderheiten existieren, so wird hierauf jeweils in einem separaten Abschnitt eingegangen. Besonders hinzuweisen ist auch auf den ausführlichen Praxisteil des Buches, in welchem öffentliche Auftraggeber aus den drei Ländern, nämlich die Deutsche Bahn, die ASFINAG und die SBB, die aus ihrer Erfahrung relevanten juristischen Aspekte vor dem Hintergrund umgesetzter oder in der Umsetzung befindlicher BIM-Projekte näher beleuchten.
David SCHWANINGER: Allgemein gilt, dass jeder Bauherr und Nutzer individuell zu definierende Daten braucht. Dies gilt auch für die Rechte an den Daten. Gerade wenn die Bauwerksdaten an einen Betreiber oder Facility Manager weitergegeben werden sollen oder die Daten für weitere Projekte genutzt werden sollen, sind entsprechende Nutzungsrechte zu vereinbaren. Es lohnt sich zu prüfen, welche Bauwerksdaten auch nach Fertigstellung wirklich benötigt werden. Meistens ist es nur ein Teil der generierten Daten und je weniger und gezielter Daten übernommen werden, desto niedriger sind die Kosten für deren Nutzung. Um Bauwerksdaten auch für den Betrieb nutzen zu können, muss deren Überführung in die entsprechenden Systeme (z.B. Facility Management Software oder GIS-Software) sichergestellt werden. Das ist bereits bei der Bestellung zu berücksichtigen. Für Infrastrukturbetreiber, die in der Regel dem öffentlichen Vergaberecht unterliegen, kommt verkomplizierend hinzu, dass sie die Software nicht vorschreiben dürfen. Umso mehr müssen die benötigten Bauwerksdaten so bestellt werden, dass sie in die nachfolgenden Systeme überführt und genutzt werden können.
Michael MÜLLER: Tatsächlich existieren zahlreiche BIM-Begriffe, wobei deren Bedeutung nicht immer ganz eindeutig ist. Dies beginnt schon damit, dass die Bezeichnung „BIM“ teilweise unterschiedlich interpretiert wird.
Um ein BIM-Projekt möglichst friktionsfrei und ohne (Rechts-)Streitigkeiten abzuwickeln, ist es essenziell, dass zwischen allen involvierten Personen ein übereinstimmendes Begriffsverständnis existiert. Ebenso ist es unbedingt erforderlich, dass eine klare Rollen- und Aufgabenverteilung besteht, welche auch allen Projektbeteiligten bekannt ist.
Vor diesem Hintergrund empfiehlt es sich daher nach Möglichkeit standardisierte oder normierte Begriffe zu verwenden (wie etwa die Definitionen der EN ISO 19650 Reihe). Allfällige unbestimmte, projektbezogene Begriffe sowie auch die Rechte und Pflichten der einzelnen Projektbeteiligten sollten eindeutig definiert und erläutert werden. Die Festlegung der „gemeinsamen Spielregeln“ kann beispielsweise im Rahmen von besonderen Vertragsbedingungen ("BIM-BVB") erfolgen, die sämtlichen Vertragsverhältnissen (d. h. gegebenenfalls auch Verträgen mit Subunternehmen) zugrunde gelegt werden.
David SCHWANINGER: Im allgemeinen Sprachgebrauch wird «Datensicherheit» regelmäßig mit «Datenschutz» gleichgesetzt. Rechtlich ist es aber nicht so: Datenschutzrecht betrifft ausschließlich die Verarbeitung von personenbezogenen Daten, also Daten, welche es ermöglichen, eine (natürliche) Person zu identifizieren. Weil jede Verarbeitung von personenbezogenen Daten aber vom Datenschutzrecht betroffen ist (selbst ein Speichern, Löschen oder Archivieren) kommt das Datenschutzrecht regelmäßig zur Anwendung, auch in Bauprojekten. Dies unter anderem mit der Konsequenz, dass betroffene Personen wissen müssen, welche personenbezogenen Daten über sie verarbeitet werden. Datensicherheit muss auch bei personenbezogenen Daten gegeben sein, beispielsweise um unberechtigte Zugriffe zu vermeiden. Auch ist sicherzustellen, dass nur die Projektbeteiligten Zugriff auf personenbezogene Daten haben, die sie auch benötigen. Der Umgang mit Daten wird in Bauprojekten und auch während der Nutzung von Bauwerken demnach anspruchsvoller. Aufgrund der steigenden Datenmengen und der Bedürfnisse zur digitalen Nutzung und Verarbeitung von Bauwerksdaten genügen Papierpläne nicht mehr. Die Daten (auch personenbezogene Daten) müssen digital und bearbeitbar zur Verfügung stehen, nicht zuletzt um diese zu gegebener Zeit löschen zu können.
Eduard DISCHKE: Der in BIM-Projekten beratend tätige Jurist wird sich weit mehr als in der Vergangenheit mit der Relevanz von und den Umgang mit Bauwerksdaten zu beschäftigen haben. Dies erfordert unseres Erachtens eine Offenheit gegenüber den Besonderheiten der digitalen Implementierung in Planungs- und Bauvorhaben. Für ein Verständnis dieser teilweise grundlegend neuen, untereinander vernetzten und auf digitalen Prozessen beruhenden Arbeitsweisen muss auch unter den Baujuristen stetig geworben werden. Es müssen nicht alle bauvertragsrechtlich relevanten gesetzlichen Vorgaben geändert werden, aber auf mittelfristige Sicht - korrespondierend mit der stetigen Durchsetzung der BIM-Methode in der Wertschöpfungskette Bau - sollten dann auch einzelne Normen gezielt auf den Prüfstand gestellt worden. Schon heute sind vertragliche Anpassungen gegenüber den in konventionellen Bauprojekten Verwendung findenden Vertragswerken - gerade im rechtlichen Umgang mit den unverzichtbaren Bauwerksdaten - schlicht unabdingbar.
Michael MÜLLER: BIM führt dazu, dass sich für Bau-Juristen teilweise neue Aufgaben und Tätigkeiten ergeben. Einerseits ist dies darauf zurückzuführen, dass gewisse Rechtsgebiete, die bei traditionellen Bauvorhaben eine vergleichsweise untergeordnete Bedeutung hatten, nunmehr eine gewichtigere Rolle spielen (u. a. Datenschutzrecht und Urheberrecht). Andererseits ergeben sich aufgrund der BIM-Methode auch andere Konstellationen, welche Rechtsfragen zur Folge haben, die sich bislang nicht gestellt haben. Dies ist u. a. darauf zurückzuführen, dass BIM-Projekte eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Projektenbeteiligten, welche – unter Umständen gleichzeitig – an einem BIM-Modell arbeiten, erfordern. Dementsprechend sind auch sehr detaillierte Regelungen in Bezug auf die Schnittstellen und Abläufe notwendig.
Im gegenständlichen Buch werden die relevantesten Aspekte aus den einschlägigen Rechtsgebieten behandelt, wie etwa:
Außerdem befindet sich am Ende des Buches eine Zusammenfassung, in welcher die wesentlichen Punkte und Empfehlungen dargestellt werden, sodass auf Basis dieser „Checkliste“ BIM-Projekte rechtssicher umgesetzt werden können.
Wenn im Baubereich vom digitalen Arbeiten mit Building Information Modeling (BIM) die Rede ist, wird dies meist unter dem technischen Aspekt getan: Welche Hard- und Software soll benutzt werden? Bei BIM handelt es sich aber um eine Methode - ein Mittel, für dessen Funktionieren Menschen, Prozesse, Technik und Gesetzgebung zusammenspielen müssen, um Mehrwert und Innovationen realisieren zu können.
BIM ist, ebenso wie die gesamte Digitalisierung, kein Selbstzweck, sondern immer auf eine konkrete betriebliche Fragestellung bezogen. Daher gilt es, vor dem Implementieren eine Strategie für das eigene Unternehmen zu entwickeln: Warum biete ich was in welcher Art und Weise für wen an? Wie kann mir die Digitalisierung dabei helfen? Was kann ich tun, um profitabel (weiter) arbeiten zu können?
Die Normierungsaktivitäten zu BIM bilden die Voraussetzung für integrierte Prozesse und einen freien Austausch von Waren/Dienstleistungen. Federführende Institution ist dabei die "Internationale Organisation für Normung" (ISO), auf europäischer Ebene das "Europäische Komitee für Normung" (CEN; "Comité Européen de Normalisation"), in Deutschland das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN). Nationale Anforderungen, die die internationale BIM-Standardisierung ergänzen, beschreibt vor allem die Richtlinienreihe 2552 "Building Information Modeling" des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI).
Zwei wesentliche Herausforderungen in der Praxis sind, dass bisher jeder größere Wechsel in den Abschnitten zum Errichten einer Immobilie zumeist mit Informationsverlusten verbunden ist: Entwicklung zur Planung, Planung zur Ausführung, Ausführung zum Betrieb. Zudem wird jede Kooperation individuell vereinbart - unter Berücksichtigen der gesetzlichen Rahmenbedingungen - aber ohne eine allgemein übliche "Checkliste", die hilft, Prozesse zu vereinheitlichen.
Dies möchte die VDI 2552 Blatt 10 (basierend auf dem Stufenplan "Digitales Planen und Bauen" von 2015) ändern: Beim Einsatz von BIM soll zu Beginn vom Bauherrn die "Auftraggeber-Informations-Anforderung" (AIA) vorgelegt werden. Darauf aufbauend erstellt das Planungsteam seinen "BIM-Abwicklungs-Plan" (BAP). Er dient dem Projektmanagement und beschreibt das Zusammenspiel der Beteiligten, auch Austauschformate und Übergabezeiten. Planungsbüros können so ihre internen Prozesse einheitlich gestalten und müssen nicht für jedes neue Projekt andere proprietäre Vorgaben erfüllen.
Zum erfolgreichen Einsatz der BIM-Methode gehören konsistent angewandte Prozesse und Regeln zum Erstellen, Weitergeben, Nutzen und Verwalten von Bauwerksdaten. Dies ermöglicht ein optimiertes Arbeiten, bei dem sich unter anderem der wiederholte Import von Daten oder das Suchen nach Informationen vermeiden lassen. Das reduziert auch Qualitäts-, Kosten- und Terminrisiken. Ziel von BIM ist eine schlanke, datengestützte Abwicklung, damit intelligente Datenmodelle die Effizienz und Produktivität beim Realisieren von Bauten projektspezifisch steigern können. Dabei kann eine integrierte Prozesskette - von der ersten Idee bis hin zum kompletten Lebenszyklus - angestoßen werden. Hierin liegt auch der größte Vorteil für den Kunden, um den Einsatz von BIM zu fordern: Der Betrieb macht rund 80 Prozent der Kosten im Lebenszyklus einer Immobilie aus, ihr Errichten 20 Prozent. Wer also ab der Fertigstellung/Übergabe über die entsprechenden Daten verfügt, kann sein Gebäude effizient managen. Dabei will die öffentliche Hand vorangehen. Wer diesem großen Auftraggeber BIM anbieten kann, hat Wettbewerbsvorteile bei der Vergabe.
Das ist mit ein Grund, weshalb die digitalen Technologien die Geschäftsmodelle vieler Unternehmen wandeln werden. Denn mit den digitalen Möglichkeiten verändern sich auch die Anforderungen und die Dynamik an Produkte, Dienstleistungen und Kundenwünsche. Um sie zu erfüllen, braucht es eine neue, engere Form der Zusammenarbeit innerhalb und zwischen den Unternehmen: Experten verschiedener Disziplinen müssen ihre Kenntnisse in der frühen Planung zusammenbringen und das jeweilige Gesamtsystem verstehen. Folglich bedingt die Planung, Steuerung, Dokumentation und Umsetzung von BIM in der Praxis neue, objektorientierte Arbeits-, Denk- und Kommunikationsweisen. Beim Implementieren der BIM-Methode geht es somit weniger um eine technische Revolution als um eine neue Unternehmenskultur für alle Beteiligten. Wie damit beginnen?
Zu Beginn sollten sich Büroinhaber überlegen, was sie mit BIM bewirken möchten, und die bisherigen Prozesse und Informationswege analysieren. Eine Vision bzw. Strategie für die Zukunft betrifft die Ausrichtung des Unternehmens, seine Art der Digitalisierung und des Qualitätsmanagements sowie die der Kommunikation. Übergeordnete Herausforderung ist, ganzheitliche Denk- und Handlungsweisen zu etablieren, damit jeder seinen Beitrag zum Gelingen eines Projekts leisten kann. Hauptvorteil von BIM für die Baubranche: Der gesamte Prozess ist standardisiert dokumentiert, was Personalwechsel und -vertretungen erleichtert.
Der Einsatz von BIM muss also zunächst von der Geschäftsführung gewollt sein. Eine Bestandsaufnahme dafür kann eine Gegenüberstellung von den eigenen Stärken und Schwächen mit den äußeren Rahmenbedingungen bieten. Diese sogenannte SWOT-Analyse - englisches Akronym für Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken) - beschreibt den Ist-Zustand. Wenn man ihm den angestrebten Soll-Zustand gegenüberstellt, zeigen sich die notwendigen Anhaltspunkte, welche Schritte gemacht werden müssen. Neun, für das Geschäftsmodell relevante Punkte sind in Anlehnung an das „Business Model Canvas“:
Im Zentrum steht dabei die Frage, wer der Kunde ist und wie er erfolgreich an das jeweilige Unternehmen gebunden werden kann. Mit dem Wertangebot des zu beauftragenden Gewerbes sollte er grundsätzlich zu der Einschätzung gelangen: "Es ist zum langfristigen Erfüllen meiner eigenen Kernaufgaben wichtig. Dabei unterstützt es mich essentiell und hilft mir, Belastungen zu vermeiden." Gehen Sie für die Ideenfindung hierzu mit offenen und wachsamen Augen durch die Welt: Mit was lassen sich Kundenprobleme wirklich lösen?
Für den Erfolg der neuen digitalen Methode bei Bauvorhaben sollten zunächst die Menschen für den integralen Ansatz gewonnen werden, der ihnen auch neue Gestaltungschancen und eine schnellere Kommunikation eröffnet. Zum anderen muss die Technik erweiterungsfähig ausgelegt werden. Für das Implementieren von BIM im eigenen Büro empfiehlt es sich, an bereits vorhandene Strukturen anzudocken. So kommen nicht sämtliche Neuerungen mit einem Mal, was in der Regel großen Widerstand erzeugt, sondern können schrittweise umgesetzt werden. Über eine Kooperation der sofort Veränderungswilligen sowie erste, sichtbare Fortschritte sollten nach und nach auch die anderen zum Mitmachen bewegt werden. Dies führt dazu, Fachwissen laufend zu erweitern, indem Fähigkeiten entwickelt und Prozesse im Team verbessert werden. Das stößt im Idealfall einen Prozess an, der anschließend kontinuierlich abläuft: Strategisches Planen, Umsetzen, Überprüfen, Verbessern - also ein Management im klassischen Sinne.
Dafür muss wiederum die Haltung/Einstellung der Menschen stimmen. Auch dies bedeutet einen Kulturwandel - hin zu selbstständigen, unternehmerisch denkenden Mitarbeitern. Hierfür sollten Führungskräfte ihre Rolle auch darin sehen, Mitarbeiter zu motivieren, zum Beispiel durch konstruktives, wertschätzendes Feedback. Mit jungen Mitarbeitern, Auszubildenden oder Studenten lassen sich Digitalisierungsmöglichkeiten relativ leicht ausfindig machen; mit Testphasen in überschaubaren Projekten können Kernanwendungsfälle geprüft werden. Dies kann entweder innerhalb der Projektarbeit oder durch externe Kooperationen (Stakeholder, Hochschule, Start-up) geschehen. Die Ergebnisse sollten sukzessive in die Arbeit Einzug halten. Auch hier gilt: Je öfter ich eine Sache tue, umso vertrauter bin ich mit ihr. Zudem muss klar werden, dass BIM reale Vorteile in der Geschwindigkeit und Güte der Projektumsetzung bringt, was den "administrativem Overhead" dieses Qualitätsmanagement-Systems für die konkrete Praxis rechtfertigt.
Eine Organisations-/Unternehmenskultur umfasst alles, was die Entscheidungen und das Verhalten der Mitglieder prägt. Viele Elemente sind unbewusst über die Zeit gewachsen und schwer veränderbar. Ein Innovationskultur lohnt, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Das Wichtigste: Das kann man nicht anordnen - man muss es leben.
Ein Tipp ist, dass die Heterogenität innerhalb von Organisationen Treiber von Innovationen sein kann. Denn mit unterschiedlichen Blickwinkeln ergeben sich mehr Perspektiven auf eine Sache und damit weniger „blinde Flecken“. Auch Offenheit gegenüber Neuem, Risikofreude und Optimismus sollten für ein Unternehmen Werte an sich darstellen: Inspirierte Mitarbeiter und Teams sind bereit, neue Wege zu gehen. Essentiell ist, dass Kultur und Strategie zusammenpassen. Das heißt, die Strategie muss entweder von Anfang an zur Kultur passen oder die Kultur ist schrittweise zu verändern, damit sie die Strategie eines Unternehmens begünstigt. Dabei sind beispielsweise flache Hierarchien, schnelle Entscheidungen oder Regeln, damit Ideen nicht im Sande verlaufen, innovationsfördernde Strukturen. Für alle Beteiligten gilt: Spaß an der Arbeit ist einer der stärksten Treiber von Kreativität und proaktivem Handeln.
Ohne Innovationskultur gibt es keinen Fortschritt. Eine positive trägt dazu bei, Widerstände gegen Risiken und Veränderungen auszugleichen. Ebenso sorgt sie für ein abgestimmtes Verhältnis für das Einsetzen von Mitteln zum aktuellen und dem künftigen Geldverdienen.
Auf eine integrale Planung bezogen erfordert dies eine frühzeitige Kooperation der Gewerke und neue, objektorientierte Arbeits-, Denk- und Kommunikationsweisen. Gleichzeitig eröffnen BIM-Management, -Koordination und Service-Leistungen (wie Visualisierungen) neue Chancen und Geschäftsfelder. Sie können zu Angeboten führen, die es so noch nicht am Markt gibt.
Mit dem Etablieren von BIM gehen strukturierte Prozesse und ein projektorientiertes Arbeiten einher, was letztlich allen zugutekommt. Auch wichtig: Das Thema „Nachhaltigkeit“ gewinnt grundsätzlich überall an Bedeutung, weshalb es für Bauherren und Planer zunehmend relevant ist, über gut dokumentierte Gebäude(-komponenten) zu verfügen.
Autorin: Dipl.-Ing. Architektur (TU), PR-Beraterin (DPRG), Innovationsmanagerin (IHK) Bettina Gehbauer-Schumacher; Smart Skript - Fachkommunikation für Architektur und Energie, Griesheim.
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BIM und TGAab 64,00 EUR inkl. MwSt.
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