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Eignen sich Öfen und Kamine noch als dauerhafte Heizlösung, sind sie Brückentechnologie auf dem Weg zu leistungsfähigeren Wärmepumpenanlagen oder sollte man sie nur noch nutzen, wenn man sich ab und zu einen gemütlichen Abend machen möchte? Wir haben Hendrik Schütze - Ofenbaumeister, Geschäftsführer und Autor - gefragt.
Die Corona-Krise führte die Menschen zwangsläufig über die häusliche Isolierung zur Reflektion ihrer Lebensumstände. Daraus ist vielfach der Wunsch nach Aufwertung des Wohnumfelds, nach Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden, entstanden. Der Blick ins flackernde Feuer und das Spüren der wohltuenden Wärmestrahlung stehen sinnbildlich für gesteigertes Lebensgefühl, für Entspannung im Alltag. Das führte zur gestiegenen Nachfrage nach Öfen und Kaminen. Mit Beginn des Ukraine-Krieges und der folgenden Energiekrise sorgte ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis für einen weiteren Nachfrageschub, denn Öfen bieten auch bei Ausfall der öffentlichen Versorgungsnetze (Strom, Gas, Heizung) die Möglichkeit einer autarken Versorgung mit Wärme und der Zubereitung von Speisen.
Die Abkehr von fossilen Brennstoffen wie Gas, Öl oder Kohle erfordert ein Umdenken. Während beim Strom Alternativen wie Solarenergie und Windkraft einen erheblichen Anteil der fossilen Energieträger ersetzen, wird bei der Wärmeerzeugung einseitig auf die Umrüstung auf Wärmepumpen gesetzt. Dabei ist gerade hier ein sinnvoller Energiemix mit dem regionalen Brennstoff Holz geboten. Holz ist bei nachhaltig betriebener Forstwirtschaft der klimafreundlichste aller Brennstoffe, wenn man vorhandene Ressourcen auch unter dem Gesichtspunkt von Beschaffung, Transport und Verwertung ehrlich vergleicht. Holzbefeuerte Einzelraumfeuerstätten leisten also bei der Wärmewende einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität. Würden die Entscheider in der Politik diesem Fakt angemessenen Wert einräumen, müssten wir uns weniger Gedanken um den Fortbestand unseres Handwerks machen.
Feuerstätten müssen immer zuerst an den Bedürfnissen der Nutzer ausgerichtet werden. Der schnelle Griff zu irgendeinem verfügbaren Kaminofen ohne Abgleich der Lebens- und Wohnumstände führt in der Regel zur Wärmefreisetzung an falscher Stelle im falschen Maß. Eine Überheizung der Wohnräume, gepaart mit Mehrverbrauch an Holz, sind die Folge. Das ist weder ressourcenschonend noch effizient noch umweltfreundlich. Jedes Stück Holz, welches unnötig verbrannt wird, führt zu einem vermeidbaren Mehr an Emissionen. Deshalb ist gerade im Neubau der Einsatz von handwerklichen Speicherfeuerstätten ein Gebot der Stunde. Die Entwicklungen der Gerätetechnik in den letzten Jahren gewährleisten eine saubere und effiziente Verbrennung. Altgeräte sollten deshalb rechtzeitig durch moderne Feuerstätten ersetzt werden. Ein wichtiger Aspekt ist zudem die richtige Bedienung der Feuerstätte. Studien zufolge sind 40-50% der Emissionen aus Holzfeuerstätten auf Bedienfehler zurückzuführen. Dem kann durch Einweisung und Schulung, aber auch durch den Einsatz technischer Hilfsmittel, wie einer automatischen Verbrennungsluftsteuerung, entgegengewirkt werden. Hier herrscht erhebliches Verbesserungspotenzial.
Die TROL ist durch ihre Verankerung in den Verwaltungsvorschriften Technische Baubestimmungen Teil des deutschen Baurechts. Nur wenige Handwerksberufe können auf ein vergleichbares umfangreiches technisches Regelwerk verweisen. Ich sage immer: „Die TROL ist die Bibel des Ofenbauers“. Sie bildet die Grundlage unseres fachlichen Know-hows. Deshalb ist sie Pflichtlektüre für jeden mit dem Ofenbau in Verbindung stehenden Fachmann, also auch für die Schornsteinfeger. Die TROL 2022 wurde inhaltlich vollständig überarbeitet und ist mit der „alten“ Fachregel nicht mehr vergleichbar. Ein Großteil unseres Fachbuches „Öfen und Kamine“ widmet sich diesen Neuheiten. Anhand von Illustrationen, Erläuterungen und Beispielrechnungen wird das neue Regelwerk im Fachbuch veranschaulicht.
Öfen und Kamine sind in der heutigen Zeit Zusatz- oder Ergänzungsfeuerstätten und das werden sie auch bleiben. Im Zusammenspiel mit einer grundversorgenden Heizungsanlage werden sie in Zukunft einen wichtigen Teil der Deckung von Bedarfsspitzen leisten. Wenn also zum Beispiel die Luftwärmepumpe an besonders kalten Wintertagen ineffizient arbeitet und teuren Strom verbrauchen würde, kann der Kachelofen das nötige Plus an Wärme bereitstellen. Das ist der technische Aspekt. Nicht vergessen dürfen wir den emotionalen Faktor eines wärmenden Holzfeuers, den ich als Antwort auf Ihre erste Frage skizziert habe. Öfen und Kamine werden also auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, davon bin ich überzeugt.
"Ing. Karl Heinz Pfestorf hat es als Fachmann, Lehrer und Buchautor in der gesamten Ofenbranche zu Bekanntheit und Anerkennung gebracht. Aus seinen in den 1970er Jahren erstmals erschienenen Lehrbüchern zur örtlichen Raumheizung ist das vorliegende Fachbuch „Öfen und Kamine“ hervorgegangen.
Über die Jahre wurden die Inhalte den Erkenntnissen und Erfordernissen der Zeit angepasst. Nach dem Tod Pfestorfs führten die Kollegen Herrmann und Weber auf seinen Wunsch hin die erfolgreiche Buchreihe fort. Mit der nun vorliegenden 8. Auflage ist ein vollständig überarbeitetes Werk entstanden, welches der rasanten Entwicklung in Normung und Gesetzgebung Rechnung trägt. Dieses Fachbuch spiegelt sowohl den aktuellen Wissenstand als auch die aktuellen baurechtlichen Vorgaben für den Bau von Einzelraumfeuerstätten wider. Es steht dem versierten Fachmann als zuverlässiger Partner und Nachschlagewerk zur Seite."
Hendrik Schütze
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Norm [AKTUELL] 2023-02
DIN EN 16510-2-2:2023-02ab 123,40 EUR inkl. MwSt.
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Norm [ZURÜCKGEZOGEN] 2016-03-11 Artikel ist nicht bestellbar
UL 907:2016-03-11