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Die Normenreihe IEC 61000-4 enthält etwa 30 Teile (IEC 61000-4-X), in denen die Prüfverfahren der Störfestigkeit gegenüber den unterschiedlichsten elektromagnetischen Phänomenen spezifiziert sind. Unter den am häufigsten angewendeten Prüfverfahren finden sich beispielsweise die zur Störfestigkeit gegenüber elektrostatischen Entladungen (IEC 61000-4-2) oder die zur Störfestigkeit gegenüber hochfrequenten, elektromagnetischen Feldern (IEC 61000-4-3). Die etwa 30 Phänomene berücksichtigen nahezu vollständig das Spektrum der in den verschiedenen Bereichen (zum Beispiel Haushaltsbereich, Industriebereich, Kraftwerksbereich, Eisenbahnbereich) auftretenden elektromagnetischen Erscheinungen, und die verschiedenen Prüfverfahren stellen eine Nachweismöglichkeit der Störfestigkeit gegenüber den einzelnen Phänomenen dar.
In der Praxis treten diese Phänomene allerdings nicht in allen Bereichen auf und in den Bereichen, in denen mit ihrem Auftreten zu rechnen ist, auch nicht mit den gleichen Häufigkeiten oder Wahrscheinlichkeiten. Aus wirtschaftlichen Gründen enthalten EMV-Produktnormen daher nur diejenigen Störfestigkeitsanforderungen, die mit den häufiger auftretenden elektromagnetischen Phänomenen in den jeweils betrachteten Bereichen verbunden sind. Das sind in der Regel etwa sechs bis acht Anforderungen. Der damit verbundene wirtschaftliche Kompromiss besteht darin, dass der Prüfaufwand für Produkte für einen beabsichtigten Einsatzbereich übersichtlich bleibt, auf der anderen Seite allerdings mit Beeinflussungen durch elektromagnetische Phänomene gerechnet werden muss, die in der Produktnorm nicht berücksichtigt sind.
Allerdings funktioniert dieser Ansatz nicht, wenn höhere Anforderungen an die Zuverlässigkeit eines Produkts und dessen Betrieb gestellt werden. Das ist beispielsweise der Fall bei Produkten, die Sicherheitsfunktionen ausführen sollen und bei denen eine unzulässige Beeinflussung durch elektromagnetische Phänomene nicht toleriert werden kann. Für solche und vergleichbare Situationen muss sich ein Entwickler informieren, welche elektromagnetischen Phänomene für sein Produkt relevant sein können, beziehungsweise gegenüber welchen eine Störfestigkeit gefordert und nachzuweisen ist.
Diese Hilfestellung bei der Information soll der Technische Bericht IEC/TR 61000-4-1 liefern. Er beschreibt in Kurzform alle elektromagnetischen Phänomene sowie die mit ihnen möglicherweise verbundenen Beeinflussungen und gibt die Referenzen zu den einzelnen Teilen der Reihe IEC 61000-4-X vor, in denen die Prüfverfahren (einschließlich Prüfpegel und Prüfparameter) im Detail beschrieben sind. Damit soll der Anwender des Dokuments IEC/TR 61000-4-1 in die Lage versetzt werden, die für sein Produkt oder seine Anwendung relevanten Prüfverfahren zu identifizieren und damit in seine Produktspezifikation zu übernehmen. Auf Normenerstellungsebene sollen die Informationen dieses Berichts Produktkomitees bei der Festlegung der relevanten Prüfverfahren in ihren Produktnormen helfen. Der Bericht IEC/TR 61000-4-1 belässt es nicht nur bei der Feststellung notwendiger Prüfverfahren, sondern leistet darüber hinaus auch Hilfestellung, welche möglichen Schnittstellen eines Produkts (Geräts, Systems oder Anwendung) von dem jeweiligen Prüfverfahren betroffen sein können. Diese Schnittstellenbeschreibung orientiert sich an den im EMV-Bereich üblichen, durch die Angabe zu prüfenden "Ports" (Tore), beispielsweise das Gehäuse eines Geräts, die Wechselstrom-Versorgungsanschlüsse, Signalleitungen oder auch Erdanschlüsse eines Geräts.
Diese Ausgabe des Technischen Berichts IEC/TR 61000-4-1 stellt eine technische Erweiterung und Überarbeitung der in den Jahren 1992, 2000 und 2006 veröffentlichten Ausgaben dieses Dokuments als Norm dar. Der jetzt erfolgte Übergang zu einem Technischen Bericht (Technical Report) wurde notwendig, weil die Inhalte des Dokuments nur informativer Natur sind und sich eine Aktualisierung in dieser Dokumentenvariante leichter durchführen lässt.
Für den Technischen Bericht IEC/TR 61000-4-1 ist das Komitee K 767 der DKE zuständig.