Kurzreferat
Gräben sind bundesweit seit vielen Jahrhunderten integraler Bestandteil der Kulturlandschaft. Ihre Dichte ist besonders hoch in den Marschengebieten Deutschlands, die als Seemarschen die Nordseeküste säumen und als Brack- oder Flussmarsch sich entlang der Flussmündungen weit landeinwärts ziehen. Vor Beginn des Deichbaues führten Sturmfluten oder Niederschläge immer wieder zu großflächigen Überstauungen in Marschengebieten. Deshalb bildeten Gräben hier seit Jahrhunderten ein zentrales Funktionselement des Wassermanagements, das eine dauerhafte Besiedlung und Landnutzung erst ermöglicht. Gräben stellen in dieser intensiv genutzten Kulturlandschaft allerdings auch Ersatzlebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten dar, die ursprünglich natürliche Gewässer besiedelten. In den Marschengräben hängen die Lebensbedingungen für diese Arten entscheidend vom Grabenmanagement ab. Die Durchführung von Unterhaltungsmaßnahmen zur Erfüllung wasserwirtschaftlicher Aufgaben und die Umsetzung ökologischer bzw. naturschutzfachlicher Ansprüche bieten in Marschengräben deshalb häufig Anlass für Zielkonflikte. Diese sind oft schwer zu lösen, da es an Publikationen mangelt, die fundierte Aussagen über die Ökologie aquatischer Lebensgemeinschaften in Marschengräben liefern. Folglich fehlen fachliche Grundlagen, die tragfähige Management- und Entwicklungskonzepte unterstützen und als Entscheidungshilfen geeignet sind. Vor diesem Hintergrund verfolgt das DWA-M 622 in Teil 1 das Ziel, den aktuellen Wissensstand zur Ökologie von Marschengräben ausführlich auszuwerten und allgemein verständlich aufzubereiten.