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Technische Regel [AKTUELL]
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Der Begriff der "Anisotropie-Effekte" in Verbindung mit thermisch vorgespannten Flachgläsern beschäftigt Architekten, Glasveredler, Fassadenbauer und Bauherren. Auch wenn Anisotropie-Effekte (Irisationen) im Sinne der Produktnormen und visuellen Beurteilungsrichtlinien keinen berechtigten Mangel darstellen, empfinden Architekten, Bauherren, Fassadenberater und zunehmend Nutzer von Gebäuden diesen Effekt als optische Beeinträchtigung. In nationalen und internationalen Produktnormen und Regelwerken, wie DIN EN 1863 (alle Teile), DIN EN 12150 (alle Teile), DIN EN 14179 (alle Teile), ASTM C 1279, zur Beurteilung der visuellen Qualität von Glas werden Anisotropien nicht als Fehler und Defekte bezeichnet, sondern als sichtbare Effekte beziehungsweise Charakteristika von vorgespannten Gläsern, die von der Beurteilung der visuellen Qualität ausgeschlossen sind. Glas wird aufgrund seiner transparenten Optik gerne als Werkstoff im Bauwesen eingesetzt. Grundsätzlich ist Glas ein isotropes Material, dessen physikalische Eigenschaften in allen Richtungen gleich sind. Innere (thermisch induzierte) und äußere (lastinduzierte) Spannungen verwandeln Glas jedoch in ein doppelbrechendes Material mit optisch richtungsabhängigen (anisotropen) Eigenschaften. Bisher existieren keine objektiven Maßstäbe, um die optische Qualität in Bezug auf Anisotropie-Effekte zu beschreiben. Dieses Dokument widmet sich dieser Problematik.
Dieses Dokument stellt Anforderungen zur reproduzierbaren Bewertung von optischen Anisotropie-Effekten an thermisch vorgespanntem Glas bereit. Dafür werden Qualitätsklassen zur Bewertung der optischen Anisotropie-Effekte aufbauend auf unterschiedlichen Prüfverfahren und Bewertungsmethoden festgelegt. Am Markt befinden sich unterschiedliche Messsysteme zur spannungsoptischen Untersuchung von vorgespanntem Glas. Dieses Dokument legt Anforderungen an die Messsysteme fest und beschreibt den Aufbau, relevante Messgrößen, die Kalibrierung sowie die Messgenauigkeit. Zudem werden Methoden vorgegeben, die eine reproduzierbare Bewertung der optischen Anisotropie-Effekte ermöglichen. Basierend auf Bewertungszonen und den Auswertemethoden werden Qualitätsklassen für monolithische Glasaufbauten definiert. Die Bewertungsmethoden lassen sich auf nicht monolithische Verglasungsaufbauten (Mehrfach-Verbund- und Verbundsicherheitsgläser oder auch Mehrscheiben-Isolierglas und so weiter) übertragen. Durch eine Überlagerung von mehreren vorgespannten Gläsern ist jedoch eine Verstärkung der Sichtbarkeit der Anisotropie-Effekte zu erwarten. Da hier allerdings noch weitere Effekte, die bisher nicht vollständig quantifiziert werden konnten, eine Rolle spielen, beschränkt sich dieses Dokument auf monolithische Aufbauten. Die hier beschriebenen Anforderungen und Klassifizierungen beziehen sich auf optisch, visuell wahrnehmbare Eigenschaften von Anisotropie-Effekten. Die technischen Eigenschaften (zum Beispiel die charakteristische Festigkeit und das Bruchbild) die in den Produktnormen DIN EN 1863 (alle Teile), DIN EN 12150 (alle Teile) und DIN EN 14179 (alle Teile) vorgegeben werden, werden von diesem Dokument nicht behandelt. Weitere optische Qualitätsanforderungen, zum Beispiel Flecken, Kratzer und so weiter, bleiben von diesem Dokument unberührt.