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Norm [AKTUELL]
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Dieses Projekt hat bereits eine gewisse Vorgeschichte. Mit Bekanntwerden der bedeutsamsten Neuerungen, die in die Novellierung der Bauprodukten-Richtlinie (89/106/EWG) einfließen sollten, ist nun auch in der neuen Bauproduktenverordnung (305/2011/EU) die Nachhaltigkeit als 7. Grundanforderung an Bauprodukte aufgenommen worden. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde sich, zumindest in der europäischen sanitärkeramischen Industrie, Gedanken gemacht, wie man diese Grundanforderung zukünftig für ihre Produkte beschreiben soll. Zwischenzeitlich wurden die Ergebnisse der Arbeit des CEN/TC 350 "Nachhaltigkeit von Bauwerken" bekannt, die es galt, in eigene Überlegungen einzubeziehen. Aus den heutigen Erfahrungen mit Vorgaben zu Bauprodukten hat die sanitärkeramische Industrie entschieden, einerseits sich frühzeitig mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, andererseits Intentionen der Hersteller zu artikulieren und diese mit zu erwartenden formalen Vorgaben der EU-Kommission in Einklang zu bringen. Ferner wurde in Erfahrung gebracht, dass in einigen Mitgliedstaaten (zum Beispiel Frankreich, Niederlande, Belgien) Bestrebungen angelaufen sind, Nachhaltigkeit für industriell hergestellte Produkte, also auch keramische Sanitärausstattungsgegenstände, als einzuhaltende Anforderung gesetzlich sanktionieren zu wollen. In diesem Sinne ist das Projekt eine Maßnahme, die darauf abzielt, zum Zeitpunkt des Erfordernisses für Sanitärausstattungsgegenstände die Nachhaltigkeit deklarieren zu müssen, mit entsprechenden Festlegungen vorbereitet zu sein. Schon seit 2011 wurden intensive Aussprachen auf Plenartagungen des CEN/TC 163 "Sanitärausstattungsgegenstände" und Sitzungen seiner Arbeitsgruppen WG 3 und WG 4 zur Problematik des Nachweises der Nachhaltigkeit von Sanitärausstattungsgegenständen geführt. Obwohl ein erster Schritt in Richtung einer gemeinsamen Herangehensweise auf der Grundlage der Entscheidung 1/2012 hinsichtlich einer festgelegten Struktur eines möglichen Dokumentes getan wurde, erbrachten die Diskussionen zu dieser Thematik und zur Entwicklung eines Grundverständnisses auf der gemeinsamen Sitzung von CEN/TC 163/WG 3 und WG 4 keinerlei Ergebnisse; weder wurde eine Akzeptanz für die Intention der von der Sanitärkeramik initiierten Arbeit noch für das Grundanliegen an sich bei den anderen Teilbranchen der Sanitärindustrie erreicht. Genau aus diesem Grund wurde nun das Thema mit dem singulären Bezug auf sanitärkeramische Produkte forciert, um anstelle von bestimmten Experten geäußerte Meinungen frühzeitig offizielle nationale Stellungnahmen zu erhalten. Der möglicherweise von anderen Teilbranchen der Sanitärindustrie zum jetzigen Zeitpunkt nicht verstandene Alleingang der Sanitärkeramik wurde von letzterer als einzige Option gesehen, diese Thematik im Sinne der betroffenen Industrie zu bearbeiten; anderenfalls hätte sich im CEN/TC 163 eine andere Einstellung zur Thematik entwickeln müssen, die eine gemeinsame, von allen Teilbranchen mitgetragene Herangehensweise unterstützen würde. Der bereits im Mai 2013 vorgelegte Norm-Entwurf fand insbesondere von Frankreich und dem Vereinigten Königreich keine Zustimmung, sodass unter Aufrechterhaltung der vorstehend genannten Zielstellung eine deutliche Überarbeitung notwendig wurde, wobei die Kritik der Experten aus diesen beiden Mitgliedstaaten besondere Würdigung fand. Ein Großteil der Kommentare bezog sich auf die stärkere Anlehnung an die neueste Fassung der EN 15804 "Nachhaltigkeit von Bauwerken - Umweltproduktdeklarationen - Grundregeln für die Produktkategorie Bauprodukte", obwohl diese Norm genau entsprechend des Titels nur ihre Gültigkeit besitzt. Der im Sinne des Gebots der Fairness im Dezember 2014 veröffentlichte zweite Norm-Entwurf enthielt eine weitaus engere Beziehung zu EN 15804 als der erste Norm-Entwurf. Es wurde nochmals deutlich herausgestellt, dass es sich hier um eine möglichst einfache Handlungsanweisung zur Bewertung der Nachhaltigkeit von sanitärkeramischen Produkten handelt. Es wurden diejenigen Kriterien aus EN 15804 ausgewählt, die für die Sanitärkeramik verwendbar sind. Kriterien, die bereits von den harmonisierten Europäischen Normen für die im Anwendungsbereich genannten Produkte abgedeckt waren, wurden nun gestrichen. Als Datenbasis für Berechnungen wurden diejenigen der Universität Leiden (Niederlande) von 2012 gewählt. Die nun entwickelte Norm legt ein System zur Bewertung der Nachhaltigkeit von keramischen Sanitärausstattungsgegenständen nach dem Lebenszyklus-Konzept fest, wobei qualitative und quantitative Indikatoren für die ökologische, ökonomische und soziale Leistungsfähigkeit von keramischen Sanitärausstattungsgegenständen im Vordergrund stehen. Der Zweck dieser Norm besteht darin, Anforderungen an und Klassifizierungswerte für die Bewertung der Nachhaltigkeit von keramischen Sanitärausstattungsgegenständen bereitzustellen. Es wird empfohlen, dass die Bewertung von nachhaltigen keramischen Sanitärausstattungsgegenständen je Produktionsstätte durchgeführt wird und einen Zeitraum von einem Jahr umfassen sollte, wobei die Bewertung höchstens für die folgenden drei Jahre gültig ist. Das Bewertungsschema kann auf jedes Produkt angewendet werden. Es ist möglich, Produktgruppen mit gleichen Eigenschaften zu kombinieren. Für jede Produktgruppe, zum Beispiel WC-Becken und Urinale, sollten allgemeine und produktspezifische Anforderungen bewertet werden. Die in der Norm ausgewiesenen Kriterien basieren auf dem "Drei-Säulen-Modell" der Nachhaltigkeit, wie es auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung 2002 vereinbart wurde. Diese "drei Säulen" (ökologische, ökonomische und soziale Anforderungen) werden hier im Sinne der Nachhaltigkeit eingesetzt. Die ökologische Säule verlangt die Erhaltung von Ressourcen. Bei keramischen Sanitärausstattungsgegenständen bedeutet Nachhaltigkeit die Einsparung von Ressourcen, optimale Nutzung von Roh- und Zusatzstoffen, energieoptimierte Produktion und optimierter Transport (Lieferkette). Die sanitärkeramische Industrie verwendet Rohstoffe, die aus natürlichen mineralischen Quellen stammen. Die Gewinnung dieser Rohstoffe führt zu einem erheblichen Eingriff in die Umwelt des jeweiligen Herkunftslandes mit zum Teil weitreichenden ökologischen Folgen. Aus diesem Grund sollte der Abbau in nachhaltiger Art und Weise mit nachträglicher Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes des Abbaugebietes erfolgen. Die nachhaltige Produktion von keramischen Sanitärausstattungsgegenständen wird Emissionen reduzieren und einen positiven Einfluss auf den Klimawandel haben. Effiziente Produktionstechnologien (zum Beispiel in Bezug auf Energie, Wasser- und Rohstoffverbrauch, Abfall (einschließlich Recycling), Schadstoffemissionen) befassen sich in verantwortungsvoller Weise mit natürlichen Ressourcen. Ein optimales Abfallmanagement im Sinne einer Reduzierung von Abfällen und einer effizienteren Nutzung der natürlichen Ressourcen ist eine der wesentlichen Zielstellungen einer nachhaltigen Produktion. Für die Bewertung spielen dafür das Verhältnis von Abfallmenge und Gesamteinsatz von Roh- und Hilfsstoffen sowie die Recyclingfähigkeit von Entsorgungsabfällen eine bedeutende Rolle. Ein ökologischer Transport durch den Einsatz von neuen integrierten Verkehrskonzepten und Koordinationssystemen für Fahrzeuge und Infrastruktur verringern Umweltbelastungen. Dafür wurde das Bewertungskriterium für die mittlere Transportentfernung von Rohstoffen und fertigen Endprodukten eingeführt. Die direkte Wirkungsabschätzung auf die Umwelt wurde mit solchen Parametern beschrieben, wie Treibhauspotenzial, Abbaupotenzial der stratosphärischen Ozonschicht, Versauerungspotenzial von Boden und Wasser, Eutrophierungspotenzial, Potenzial für die Bildung von troposphärischem Ozon und Verknappungspotenzial abiotischer (fossiler und nicht-fossiler) Ressourcen. Die ökonomische Nachhaltigkeit erfordert ein praktikables und nachhaltiges wirtschaftliches System mit besonderem Schwerpunkt der Nutzung von natürlichen Ressourcen. Die Auswirkungen der Nutzung von natürlichen Ressourcen werden mit verschiedenen Anforderungen bewertet. Es liegt im Interesse der Allgemeinheit, Wasser zu sparen. WC-Becken und Urinale müssen unter anderem bestimmte Spülanforderungen erfüllen, wobei möglichst wenig Wasser zum Reinigen des Ausstattungsgegenstandes eingesetzt wird. Ebenso hat das Verhalten der Endverbraucher einen bedeutenden Einfluss auf das Wassersparen. In erster Linie werden dafür die Spülwasservolumina von WC-Becken und Urinalen nach EN 997 beziehungsweise EN 13407 herangezogen. Der Lebenszyklus eines keramischen Sanitärausstattungsgegenstandes liefert Angaben über den Zeitraum der Lebensdauer für den bestimmungsgemäßen Gebrauch, also den Zeitraum der bestimmungsgemäßen Verwendung von der Installation bis hin zum Ausbau, in dem keine sichtbaren Veränderungen auftreten und das volle Leistungsniveau aufrechterhalten wird, wobei auch die Art der Stromversorgung sowie der Energieverbrauch eines Produktes während seiner Lebensdauer einen großen ökonomischen Einfluss haben. Die sozialen und funktionalen Anforderungen von keramischen Sanitärausstattungsgegenständen behandeln unterschiedliche Aspekte der Anwenderfreundlichkeit, Gebrauchssicherheit und Wartung. Die Anwenderfreundlichkeit wird von der Qualität des keramischen Sanitärausstattungsgegenstandes und der erfahrungsgemäßen Leichtigkeit bei der Verwendung des Ausstattungsgegenstandes durch den Anwender bestimmt. Darunter fallen unter anderen auch solche Kriterien, wie der Einsatz von Reinigungsmitteln und Chemikalien und die Geräuschemission eines Füllventils des Spülkastens. Mittels einer zu erstellenden Korrelation von erreichtem Nachhaltigkeitswert und Nachhaltigkeitsklasse im vorgeschlagenen Bewertungsschema wird es möglich, die Nachhaltigkeitsklasse im Kennzeichnungscode des keramischen Sanitärausstattungsgegenstandes anzugeben. Während der Erarbeitung der Norm zugänglicher Umweltdeklarationen (EPD) für sanitärkeramische Produkte zeigte sich, dass damit keine Vergleichbarkeit möglich ist, da von unterschiedlichen Daten ausgegangen worden war; jetzt ist mit der Norm die Basis für eine Vergleichbarkeit geschaffen worden. Die Norm kann vom Planer für die Berechnung von Gebäuden und bestehende EPDs können auch für die Bewertung der Nachhaltigkeit für sanitärkeramische Produkte genutzt werden. Mithilfe dieser Norm kann mit vernünftigem Aufwand dieser Nachhaltigkeitsnachweis geleistet werden. Diese Norm wurde federführend vom NA 119-05-18-01 UA "Waschtische, Sitzwaschbecken, Klosetts, Urinale" (eines der Spiegelgremien zur CEN/TC 163/WG 3 "WC-Becken, Spülkästen, Urinale, Sitzwaschbecken und Küchenspülen" (Sekretariat DIN)) des DIN-Normenausschusses Wasserwesen (NAW) entwickelt.