Dieser Teil von ISO 19901 legt Verfahrensweisen fest für: a) die Bemessung, Analyse und Bewertung von Positions-Erhaltungssystemen für schwimmende Bauwerke in der Öl- und Gasindustrie zur Unterstützung aller Kombinationen von: 1) Förderung; 2) Speicherung; 3) Entladung; 4) Bohr- und Bohrlocheingriff; b) die Beurteilung von Positions-Erhaltungssystemen für standortspezifische Anwendungen von mobilen Offshore-Einheiten und Konstruktionsanlagen. Die meisten Positions-Erhaltungssysteme, die zusammen mit schwimmenden Bauwerken nach a) verwendet werden, werden als "dauerhafte Ankersysteme" bezeichnet, für die dieser Teil von ISO 19901 hinsichtlich aller Aspekte des Lebenszyklus gilt und Anfordergen an die Herstellung von Verankerungsbauteilen sowie Betrachtungen bezüglich Inspektionen während des Betriebs enthält. Die meisten Positions-Erhaltungssysteme, die zusammen mit mobilen Offshore-Einheiten nach b) verwendet werden, werden als "mobile Ankersysteme" bezeichnet. In diesem gesamten Teil von ISO 19901 wird die Benennung "schwimmendes Bauwerk", die zum Teil mit "Bauwerk" abgekürzt wird, als eine allgemeine Benennung zur Bezeichnung sämtlicher Anlagen, die der beiden Klassen in a) und b) angehören, verwendet. Dieser Teil von ISO 19901 gilt für die folgenden Arten von Positions-Erhaltungssystemen, die entweder direkt in diesem Teil von ISO 19901 oder durch Verweisung auf andere Leitfäden abgedeckt werden: i) ausgedehnte Verankerungen; ii) Einpunkt-Verankerungen; iii) dynamische Positionierungssysteme; iv) Verankerungen mit Strahlruder-Unterstützung. Dieser Teil von ISO 19901 ist nicht anwendbar für:
- Positions-Erhaltungssysteme, die keine Redundanz gegen den Ausfall einzelner Bauteile aufweisen (zum Beispiel Einzelanker-Anlegestellen (SALM, englisch: single anchor leg moorings);
- Positions-Erhaltungssysteme, die andere Vorrichtungen nutzen als Verankerungsleinen oder Strahlruder, wie zum Beispiel Turm-soft-yoke-Systeme oder zugspannungsverankerte Halbtaucher (TLP, englisch: tension leg platforms) mit Spanngliedern. Die Anforderungen dieses Teils von ISO 19901 betreffen ausgedehnte Verankerungssysteme und Einpunkt-Verankerungssysteme mit Verankerungsleinen aus Stahlketten, Stahldraht oder Synthetikfaserseilen. Eine Beschreibung der Eigenschaften und der in diesen Systemen anzutreffenden typischen Komponenten ist in Anhang A enthalten. Dieses Dokument enthält Anforderungen in Zusammenhang mit der Auswahl von Verankerungsbauteilen, der Verankerungssystemkonfiguration und -leistung, der Bemessung von Bauteilen, der Installation, Untersuchungen nach der Installation und einer Beurteilung im eingebauten Zustand, soweit dies für das Verankerungsintegritätsmanagement notwendig ist. Die in diesem Dokument festgelegten Verfahren für die Bemessung dauerhafter Ankersysteme oder die standortbezogene Beurteilung mobiler Ankersysteme basieren auf einem deterministischen Ansatz, bei dem die Reaktionen des Ankersystems (zum Beispiel Leinenspannungen, Schiffsversatz und Ankerlasten) für eine Bemessungsumgebung bewertet werden, die durch eine jährliche Überschreitungswahrscheinlichkeit oder Wiederkehrperiode definiert ist. Ankersystem-Antworten werden dann mithilfe der Annahmekriterien für Ankerfestigkeit, -versatz und -ausrichtung, Abstände, Ankerkapazität, Ermüdungsfestigkeit und so weiter überprüft. Die Mindestannahmekriterien sind entweder in diesem Dokument definiert oder müssen vom Betreiber festgelegt werden. Positions-Erhaltungssysteme, die basierend auf diesem deterministischen Ansatz bemessen sind, können unterschiedliche Zuverlässigkeitsgrade aufweisen. Bei verankerten Bauwerken (Schiffe) werden die Systemantworten berechnet und mit den Mindestannahmekriterien verglichen für:
- Grenzzustände der Tragfähigkeit (ULS, englisch: ultimate limit states): Festigkeit von Verankerungsbauteilen. Schiffsversatz, Ausrichtung und Abstandsbeschränkungen. Dabei umfasst der Grenzzustand der Tragfähigkeit sowohl fehlerfreie Zustände als auch Einzelausfälle von Positions-Erhaltungssystemen;
- Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit (SLS, englisch: serviceability limit states): Schiffsversatz, Ausrichtung und Abstandsbeschränkungen. Für Verankerungsbauteile umfasst dies Abstände zum Schiff, Steigleitungen, Versorgungskabel, Meeresboden, Wasseroberfläche, Infrastruktur der Umgebung, Sperrzonen und so weiter;
- Grenzzustände der Ermüdung (FLS, englisch: fatigue limit states): Kumulative Ermüdungsschäden an Verankerungsbauteilen;
- Grenzzustände für außergewöhnliche Einwirkungen (ALS, englisch: accidental limit states): für den außergewöhnlichen oder ungewöhnlichen Grenzzustand sind keine Kriterien angegeben, sie liegen im Ermessen des Eigentümers oder unterliegen den Anforderungen örtlicher Behörden. Die in diesem Teil von ISO 19901 beschriebene Vorgehensweise identifiziert eine Reihe von kohärenten Analysetechniken, die in Verbindung mit einem Verständnis der standortspezifischen Metocean-Bedingungen, der Eigenschaften des betrachteten schwimmenden Bauwerks und anderer Faktoren angewendet werden können, um die Zweckdienlichkeit des Positions-Erhaltungssystems zur Erfüllung der funktionalen Anforderungen dieses Dokuments zu ermitteln. Für Verankerungen, die in eisigen Umgebungen eingesetzt werden, sind zusätzliche Anforderungen in ISO 19906, 13.7, angegeben. Das zuständige nationale Normungsgremium ist der Arbeitskreis NA 109-00-01-07 AK "Offshore-Bauwerke - Spiegelausschuss zu ISO/TC 67/SC 7" im DIN-Normenausschuss Erdöl- und Erdgasgewinnung (NÖG)
.